Die Zeta-Funktion nach dem deutschen Mathematiker Bernhard Riemann entstand aus der Problemstellung,
die Anzahl der Primzahlen unterhalb einer Schranke n möglichst gut zu schätzen. Die Funktion wird
besonders für Eingaben aus den komplexen Zahlen interessant. Man hat festgestellt, dass sehr viele
Nullstellen der Funktion auf der Gerade mit dem Realteil(x) = 0.5 liegen. Jede Primzahl entspricht einer
Nullstelle der Zetafunktion. Eine einfache Form der Berechnung soll im folgenden gegeben werden.
Historisches ([MdS03], S.115ff)
Die Verteilung der Primzahlen wirkt zufällig ohne Muster, aber C. F. Gauss hatte versucht, die Anzahl Primzahlen
bis zu einer Zahl n herzuleiten, genannt Li(n). Der Fehler dieser Funktion wurde asymptotisch gesehen immer größer.
Riemann konnte aus den Nullstellen eine exakte Formel für die Anzahl der Primstellen bis zu einer Zahl n herleiten,
indem er eine Funktion R(n) entwarf, welche sich schon besser als die Gauss-Funktion Li(n) verhielt, er aber diese Fehler
mit den Nullstellen loswerden konnte.
n
exakte Anzahl Prims. <= n
Fehler R(n)
Fehler Li(n)
10^2
25
1
5
10^3
168
0
10
10^8
5.761.455
97
754
10^9
50.847.534
-79
1701
Gauss selbst vermutete anfangs die Formel n / log(n), was aber von Legendre auf n / (log(n) - 1.08366)
verbessert wurde. Li(n) = ∫2n (1 / log(x)) dx.
Formel zur Berechnung der Zeta-Funktion [JuHa07]
Es gibt eine Formel, um Zeta mit Multiplikation zu ermitteln. Aufgrund numerischer Probleme (bei Multiplikation gehen schneller Rundungsstellen verloren als bei Addition) und der Tatsache, dass man dafür eine Tabelle der Primzahlen braucht, wird diese hier nur wiedergegeben.
Parameter s = a + bi, a, b aus den reellen Zahlen; i ist die imaginäre Einheit, a > 0.0
Produktformel (Euler)
Zeta(s) = ∏k=1∞ 1 / (1 - pk-s), wobei pk
die k-te Primzahl ist (2 ist die erste, p1=2, p3=5).
Alternierende Reihe
Zeta_alt(s) = ∑n=1∞ -1n+1 * n-s
Hierbei ergibt sich im Spezialfall b = 0 eine reelle Reihe, bei a = 2 z.B. die Kehrbrüche aller Quadrate
(1 + 1/4 + 1/9 + 1/16 + 1/25 +1/36 + 1/49 + ... = π*π / 6. Folgende Formeln sind dafür bekannt: Zeta(2s) = (-1)s-1 * (2π)2s / (2 * (2s)!) * B2s // gerade Eingabe, B steht für Bernouli-Zahl Zeta(2s+1) = 2 * ∑j=1∞ j-(2s+1) / (e2*π*j - 1) // ungerade Eingabe
Die reellen Reihen haben zudem ein einfaches Konvergenzverhalten, da die
Folgenglieder monoton fallend sind. Auch im reellen Fall konvergiert die Reihe nicht immer zu einem
Grenzwert, wie man bei der harmonischen Reihe a=1, b=0 sieht. Es wird im folgenden der allgemeine
Fall mit komplexen Eingabewerten vorausgesetzt. Anm.: Bei der Produktformel nach Euler lassen sich Primzahlen den Nullstellen nicht direkt zuordnen.
pks ist nie 0+0i, sondern der Grenzwert für k ist ∞, so dass das Produktglied gegen 1.0 geht.
Vergleich mit Integral
Das Integral wird berechnet: ∫1g (1 / xs) dx = (g-s+1 - 1) / (-s + 1).
speziell s=2: -(g-1 - 1) = 1 - 1/g (Grenzwert 1)
speziell s=0.5: (g0.5 - 1) / 0.5 = 2 * (√(g) - 1) (Grenzwert ∞)
allgemein s=a+bi: ((g-(a+b*i) + 1 - 1) * (1 - a + b * i)) / ((1 - a)2 + b2) ,Grenzwert bei a > 1 ist 1 / ((a + b*i) - 1)
Zumindest im reellen Fall ist das Integral eine Untergrenze für die Zetafunktion, siehe folg. Tabelle.
Art \ g
1
2
3
4
5
∞
∑ s=2
1
1,25
1,36
1,42
1,46
Pi*Pi/6
∫ s=2
0
0,5
0,66
0,75
0,8
1,0
Art \ g
1
2
3
4
5
∞
∑ s=0.5
1
1,70
2,278
2,778
3,23
∞
∫ s=0.5
0
0,82
1,46
2,0
2,47
∞
Man sieht, dass die Berechnung erst für a < 1 schwierig wird. Ein Grenzwert, sogar Nullstellen
auf der kritischen imaginären Gerade, existieren aber sehr oft.
Numerische Berechnung
Für die Zeta-Nullstellen ist a=0.5, d.h. der reelle Skalierungsfaktor für jedes Folgenglied ist
1/√(n). Betragsmäßig sind die Sinus- und Cosinus-Terme durch 1.0 beschränkt.
Die alternierende Funktion hat das beste Konvergenzverhalten, mit einer Transformation kann der Wert der Zetafunktion daraus ermittelt werden.
Leibniz-Kritierum
- Nullfolge der Glieder(ist erfüllt für a > 0)
- Glieder sind stets positiv (nicht immer erfüllt wegen cos, sin)
- Glieder sind monoton fallend (auch nicht immer erfüllt)
--> Im allgemeinen Fall (imaginäre Werte) ist das Leibniz-Kriterium für die alterniernde Zetareihe nicht erfüllt.
Programme für die alternierende Reihe
Transformation Alternierende Reihe
Zeta_alt(s) + 2 * 2-s * Zeta(s) = Zeta(s)
Zeta(s) * (1 - 2-s + 1) = Zeta_alt(s)
Zeta(s) = Zeta_alt(s) / (1 - 2-s + 1)
--> Eine Nullstelle der alt. Reihe ist damit auch Nullstelle der Zetafunktion. Fuer s = 1 + 0i hat die Zetafunktion
eine Polstelle, die alternierende Funktion aber den Wert log(2) = 0.693, während bei der Umrechnung durch 0 geteilt
werden würde. Die Reihe läuft bis ins Unendliche (∞), die Summation stoppt aber vorher, am besten
mit einem konvergierenden Fixpunktwert. Aber es bleibt immer ein Restwert zurück.
Achtung: Es wird nur die alternierende Zeta-Summe betrachtet, und der obige numerisch einfache
Algorithmus genutzt. Bei Verkleinerung der Genauigkeit oder Erhöhung der Iterationen wird die Darstellung
genauer, aber der Rechenaufwand steigt.
Klassifikation von Nullstellen
Nach visueller Ansicht der alternierenden Zetafunktion sieht man nach links öffnende Parabeln, welche von gebogenen
Linien gekreuzt werden. Hier gibt es drei Hauptmöglichkeiten ( Schnitt 1=unterer Ast, 2=Scheitel, 3=oberer Ast).
Beim Schnitt zweier Parabeln wird diejenige genommen, deren Scheitel naeher an der kritischen Gerade liegt.
Mit obiger Nullstellensuche ergibt es folgende Tabelle zwischen 10 und 100:
Nullstelle
Hauptkategorie
14.13
2
21.02
1
25.01
3
30.42
2
32.94
2
37.58
3
40.91
3
43.32
3
48.01
2
49.77
1
52.97
1
56.45
1
59.35
3
60.83
1/2
65.11
1
67.08
1
69.54
3
72.06
3
75.70
3
77.14
1
79.34
3
82.91
1
84.73
1
87.42
3/1
88.80
3
92.48
1
94.65
3
95.87
1
98.84
3
Weitere Forschungen und Aspekte zur Riemannschen Zetafunktion
Mit dem Einsetzen von Computern konnte man immer mehr Nullstellen berechnen und nachweisen, dass sie auf der kritischen
Gerade liegen.
Andrew Odlyzko und Teams aus Amsterdam und Australien berechneten die ersten 300 Millionen Nullstellen([MdS03], S. 270f.)
Seit Gödels Unvollständigkeitstheorem ist es möglich, dass es Sachverhalte gibt, welche nicht
beweisbar sind
Die Physiker Hugh Montgomery und Dyson erkannten, dass die Verteilung der Nullstellen nicht zufällig ist,
sondern sich ähnlich mit Energieniveaus in der Physik verhalten ([MdS03],S. 323 f.)
Physiker glauben, die Nullstellen liegen alle auf einer Linie, weil es sich dabei um die Frequenzen einer
mathematischen Trommel handeln könnte ([MdS03],S.350f.). Eine Nullstelle ausserhalb der Gerade würde einer
imaginären Frequenz entsprechen, was nach der Theorie verboten ist. Bei einer rotierenden Fluidkugel(Hydrodynamik)
verhindert die Schwerkraft zwischen den Teilchen ein Auseinanderfallen. Was passiert, wenn man ihr einen kleinen
Stoss gibt ? Zur Beantwortung muss man zeigen, dass bestimmte komplexe Zahlen auf einer geraden Linie liegen. Ist
das der Fall, bleibt die rotierende Kugel intakt. ([MdS03],S.351)
Andre Weil entdeckte ein Verfahren, mit dem sich klären liess,weshalb die Punkte auf Meereshöhe in
bestimmten Gebieten bevorzugt auf einer Gerade liegen. Allerdings bezogen sich seine Erfolge auf elliptische
Funktionen wie z.B. y2 = x3 - x und nicht speziell auf die Zetafunktion.